18. ERFURTER SCHMUCKSYMPOSIUM

Alexandra Bahlmann | Germany

Alexandra Bahlmann war 2020 Stadtgoldschmiedin in Erfurt. Während des Schmucksymposiums griff sie das Emaillieren, speziell das Industrieemail, das sie hier vor einem Jahr als Technik und Material für sich entdeckt hat und das neben ihrem farbigen Schmuck aus Draht und Edelsteinen sowie Perlen in ihr Werk Einzug gehalten hat, wieder auf. Sie kombiniert es erneut mit dem geometrischen Formenvokabular, welches von ihr als Stadtgoldschmiedin entwickelt wurde. Neu ist aber beispielsweise die Nutzung von konkreten Vorlagen für die ovalen Formen, die sie in Größe beziehungsweise Proportion übernimmt. Auch das spielerische Experimentieren mit farbigen Papierstreifen hat sie in das nächste Stadium überführt und analog der geknickten Papierstreifen einen Halsschmuck mit emaillierten Elementen geschaffen. 

Alexandra Bahlmann hat seit vielen Jahren das Serielle zum Prinzip ihres Schmucks gemacht und dafür eine Art Baukastensystem entwickelt, das die Option des permanenten Variierens zulässt. Ihre Arbeiten sind trotz der Komplexität in der Struktur durch die Balance von Ruhe und Bewegung geprägt.

Alexandra Bahlmann was goldsmith-in-residence of the city of Erfurt in 2020. In the jewellery symposium she, once again, picked up on enamelling, in particular industrial enamelling. She discovered this as both a technique and material a year ago and this has found its way into her work alongside her coloured jewellery made out of wire and gemstones as well as pearls. Alexandra again combines this with a geometrical vocabulary of forms which was de- veloped by her as city goldsmith-in-residence. However, the use of specific templates for the oval shapes which she assumes in size and proportion is, for example, new. She has also taken the playful experimentation with coloured paper strips to the next level and created a necklace with enamelled elements analogue to the buckled paper strips.

Alexandra Bahlmann has for many years made serial elements the principle of her jewellery and developed a type of building block system for this which allows the option of permanent variation. Despite the complexity in the structure, her works are characterised by a balance of calm and movement.

David Bielander | Switzerland

Sein Verständnis von Schmuck als Medium zum kognitiven Erkenntnisgewinn gepaart mit einer oft humorvollen Sicht auf die Dinge zeigt sich erneut in den beiden Stücken, die David Bielander während des Symposiums gefertigt hat. Dazu hat er sich einer der ältesten Kulturtechniken, dem Flechten – dem das Wickeln sehr nahesteht – gewidmet. Beides sind Techniken, die der Mensch aus der Tier- und Pflanzenwelt übernommen hat. Speziell der Aspekt, dass das Flechten in früheren Zeiten als Reparaturtechnik für Keramikgefäße genutzt wurde, angeboten wohl hauptsächlich ambulant vom fahrenden Gewerk, hat sein Interesse geweckt. Das Volkskundemuseum in Erfurt sowie ein Freund und Kollege boten David Bielander Zugriff auf historische Beispiele. Die Aneignung der Methode, durch „learning by doing“ beziehungsweise „trial and error“, hat zum Ziel geführt. So konnte er den Hals einer ihm in Erfurt „zugefallenen“ Entenbüste stabilisieren. Damit konnte David Bielander eine vergessene Technik reanimieren, die zudem einen Gewinn im Nachhaltigkeitsdiskurs darstellen könnte. 

Von seinem Humor zeugt auch die Präventivmaßnahme, mit der er eine LP, das Zeugnis der „1. Deutschen Partnerschaftsaufnahme“, dem weiteren Abspielen und somit dem Verschleiß komplett entzogen hat.

David Bielander’s understanding of jewellery as a medium for gaining insights cognitively combined with an often humorous perspective is again reflected in both his pieces made during the symposium. For this he focussed on one of the oldest cultural skills, braiding, which is very closely related to wrapping. Both are techniques which humas have assumed from the animal and plant kingdoms. The fact that braiding used to be used for repairing ceramic vessels and was most likely primarily offered by peddlers has, in particular, sparked his interest. The Erfurt Museum of Folk Culture as well as a friend and colleague offered David Bielander access to historic examples. He adopted the method through “learning by doing” and “trial and error” which helped him achieve his goal. This also helped him to stabilise the neck of a duck’s bust which had “fallen” to him in Erfurt. With this, David Bielander brought to life a forgotten technique which also represents an asset in the current sustainability debate.

His humour is also reflected in the preventive measure of the removal of the further playing ability and therefore the wear and tear of an LP, the testimony of the “1st German partnership recording”.

Babette Boucher | France

Babette Boucher kam über die Bühnenmalerei zum Schmuck. Nach Erfurt reiste sie mit einer konkreten Idee: Die Hand sollte ihr Thema für das zweiwöchige Symposium sein. Die Hand ist für uns Menschen nicht nur als Greifwerkzeug ein wichtiges Instrument, sondern ist mit ihren unterschiedlichen Gesten als Symbol omnipräsent, sowohl in der Kulturgeschichte als auch in unserem Alltag. Babette Boucher verwendet, wie auch in anderen Arbeiten, Naturmaterialien, mal vergängliche, mal beständige. Ihre aktuellen Objekte entstanden aus Holz in Form von kleinen Stöckchen, ebenso fanden alte Schuhspanner Verwendung, die mit einer Umwidmung von Fuß zu Hand einherging, zugleich dienten Mango- und Melonenschalen als Material. Mit ihrer lederartigen Struktur wurden die Schalen wie ein textiles Material behandelt; Babette Boucher nähte und schnitzte. Es entstanden bizarre und sinnliche Formen mit ganz verschiedenem Ausdruck. Die Objekte erinnern an Hände von Marionetten, die unterschiedlichsten Figuren und Wesen gehören: sympathischen Charakteren, aber auch Monstern oder anderen finsteren Gestalten. Damit bleibt Babette Boucher ihrer Suche nach dem Unergründeten und Geheimnisvollen in uns und unserer Geschichte treu.

Babette Boucher became interested in jewellery through stage painting. She came to Erfurt with a very specific idea of having hands as her subject for the two-week symposium. For us humans, hands are not only an important tool for gripping and picking things up but are also, with their various gestures, omnipresent as a symbol in cultural history as well as daily life. Similar to other works, Babette Boucher uses natural materials – sometimes transient, sometimes permanent. Her current works have been made out of wood in the form of small sticks and old shoe stretchers reinterpreted as hands instead of feet. Mango and melon peel are also used as a material. With its leathery structure, this peel has been treated like a textile material which the artist has sewen and cut. Bizarre and sensual forms with very different expressions have been created and the works are reminiscent of the hands of puppets which belong to very different figures and beings – likeable characters as well as monsters and other shady figures. With this, Babette Boucher also stays true to her search for the unfathomed and mysterious elements in us and our history.

Danni Chen | China

Danni Chen verfolgt mit ihrem Werk einen konzeptuellen Ansatz. In ihren Erfurter Arbeiten thematisiert sie Sprache, konkret die deutsche Sprache. Ausgangspunkt dieser Auseinandersetzung waren der Begriff „Erfurter Puffbohne“ sowie eine Formel aus dem Johannesprolog: „Und das Wort ist Fleisch geworden ...“ (Johannes 1,14). Beide Formulierungen begegneten ihr in Erfurt: die Puffbohne bei einem Essen, die Beschreibung der Inkarnation in der Domkirche St. Marien.

In Kombination mit der Technik des Tauschierens fertigte sie folienartige „Schreibunterlagen“, auf die sie Wörter in freier innerer Wiedergabe schrieb, ähnlich wie bei der Erzähltechnik des Stream of Consciousness. Jedoch sind es Worte und Wortpaare, die sie im Gespräch mit anderen Symposiumsteilnehmer:innen oder auf ihren Wegen durch die Stadt gehört und aufgenommen hat. Auf die farbliche Kontrastierung, die üblicherweise beim Tauschieren angestrebt wird, verzichtet Danni Chen völlig, auch ist die Lesbarkeit des Geschriebenen weder gegeben noch beabsichtigt. Vielmehr spielt Danni Chen mit Sprache, in dem Fall mit einer Sprache, deren Eigenheiten für sie als Nicht-Muttersprachlerin besonders augenfällig sind.

Danni Chen pursues a conceptual approach in her work. Her Erfurt works examine language or rather the German language. The starting point for this debate was the term “Erfurter Puffbohne” (the town mascot, a broad bean with a funny face) as well as a sentence from the Prologue to the Gospel of St. John: “And the word was made flesh ...” (John 1:14). She encountered both these terms in Erfurt: the Puffbohne in a meal and the description of the incarna- tion in Erfurt Cathedral.

In combination with the technique of damascening, she created foil-style “blotting pads” on which she wrote words which freely came to her, similar to the narrative technique of the stream of consciousness. Although the words and word pairings were heard in conversation with other symposium participants or on walks through the city. Danni Chen fully forgoes the colour contrasts which usually appear in damascening and there is also no intention of ensuring any legibility of the written words. Instead, she plays with language, in this case a language, the idiosyncrasies of which are particularly striking for her, as a non-native speaker.

Barbora Jamrichová | Slovakia

Die in Bratislava geborene Barbora Jamrichová ist auf Umwegen zum Schmuck gekommen. Sie sieht darin gegenüber den Schmuckkünstler:innen, die über eine klassische Ausbildung den Weg zum Studium eingeschlagen haben, den Vorteil, sich von Beginn an freier in dem Metier bewegen zu können. Barbora Jamrichová verfolgt einen minimalistischen Ansatz. In ihrem Oeuvre finden sich von Anfang an Objekte (und Zeichnungen), die einfache geometrische Formen haben. Nicht selten setzte sie bereits in früheren Arbeiten das Innen und Außen in Beziehung. Immer wieder suggerieren diese Objekte Funktionalität, sie wirken wie Werkzeuge, ohne dass sie wirklich als solche benutzbar wären. In ihrer Reduziertheit erscheinen diese Arbeiten wie dreidimensionale Icons. Zudem verleiht das große Gespür für Materialität diesen aus Holz und textilem Material bestehenden Stücken einen ausgesprochen hohen sinnlichen Reiz.

Barbora Jamrichová, born in Bratislava, became interested in jewellery indirectly which she sees as an advantage compared to jewellers who came to study the subject through classic training as she was able to move more freely in this field from the start. She pursues a minimalist approach and her oeuvre has, from the beginning, incorporated items (and illustrations) which have simple geometric shapes. Even her early works often examined the relationship between the inner and outer worlds. These objects frequently suggest functionality and appear as tools without it actually being possible to use them as such. In their reduced form they appear as threedimensional icons. Her considerable intuition for materiality also gives these items made out of wood and textile material a very pronounced sensual appeal.

Felix Lindner | Germany

Die Affinität für Material und Farbe zieht sich durch das Werk von Felix Lindner. Charakteristisch sind der individuelle Duktus und sein künstlerischer Ansatz. Seine Arbeiten sind autonome Kunstobjekte, die nicht immer tragbar sein müssen, eher bewegen sie sich spielerisch zwischen den Kategorien Schmuck, Objekt und Kunst. Die Faszination für Dekor, Ornament, Form in absoluter Reduziertheit und Vereinfachung und das Interesse am eigentlichen Entstehungsprozess sind den Arbeiten von Felix Lindner eingeschrieben.

Dieses Mal war es der klassische Ring, der natürlich in keinster Weise klassisch daherkommt, auch wenn er aus Schiene und Ringkopf besteht. Das Grau des Eisens und das noble Gelbgold des Lots werden gegeneinandergesetzt, „armes“ Material gegen Edelmetall. Neben diesen Ringvariationen – also Schmuck im engeren Sinn entstanden in Anlehnung an die farbigen, mit Streifenornament versehenen Container, die in den vergangenen Jahren gefertigt wurden, monochrom emaillierte Ablagefächer, die bereits in der Ausstellung als Präsentationsunterlage Einsatz fanden. Ihre Multifunktionalität wird sich im Weiteren unter Beweis stellen, ihre überzeugende Gestaltung und Ausführung hinsichtlich Proportion und handwerklicher Präzision sind schon jetzt offenkundig.

An affinity for material and colour can be seen in Felix Lindner’s work which is characterised by an individual style and his artistic approach. His works are autonomous artistic objects which needn’t always be wearable but, instead, move playfully between the categories of jewellery, objects and art. Felix Lindner’s works reflect a fascination for decor, ornamentation, form in its absolute reduced state and simplification and an interest in the actual process of creation.

This time it was the classic ring, not presented classically in any way despite comprising of band and head, which was the focus of his attention. Here the grey of the iron and the elegant yellow-gold of the solder are contrasted – “poor” material against precious metal. It is alongside these ring versions – jewellery in the narrower sense – that monochrome enamelled storage areas which had already been used in the exhibition as a presentation surface were created based on the coloured containers embellished with stripe ornamentation which had been made in past years. Their multifunctionality will be proven with time although their convincing design and execution with view to proportion and skilled presentation are already clear to see.

Florian Milker | Germany

Getreu seinem Motto: „In meinen Arbeiten versuche ich den Objekten, die mich umgeben, einen symbolischen Charakter zu entlocken.“ und seinem technischen Ansatz folgend, möglichst keine Verfahren einzusetzen, die unlösbare Verbindungen erzeugen wie Löten oder Schweißen, hat Florian Milker sich während des Symposiums ganz auf das Metall Titan konzentriert. Die Werkstoffeigenschaften zäh, hohe Festigkeit, korrosionsbeständig und keine allergene Wirkung prädestinieren es für den Einsatz in Industrie und Medizin.

Florian Milker nutzt Titan für die Transformation eines sehr fragilen, profanen Gegenstandes in ein beständiges Objekt. Der kleine Papierschirm, der sich in ganz verschiedenen Designs als Dekorationsgegenstand seit Jahrzehnten nicht nur auf Kindergeburtstagen, auf Eisbechern oder Cocktails großer Beliebtheit erfreut, diente als Vorlage für die überaus ästhetisch reizvollen Titanschirmchen mit Silberstiel. Die präzise Ausführung, aber vor allem das Farbspiel üben eine Faszination aus. Florian Milker nutzt zur Färbung des Titans kein Elektrolyse-Verfahren, das eine homogene Farbfläche erzeugt hätte, vielmehr sind die irisierenden Farben dieser Objekte, wie bei anderen Metallen auch, Ergebnis eines thermischen Prozesses. Es sind die Anlassfarben des Metalls, die in diesem Fall im Emaillierofen der Erfurter Künstlerwerkstätten entstanden sind.

True to his motto, “In my work I try to draw a symbolic character from the objects that surround me” and in keeping with his approach concerning the technique of not using any processes which create permanent joints such as brazing and welding, Florian Milker has focussed on the metal titanium in the symposium. Its properties of being tough and corrosion-resistant, of having a high degree of solidity and not causing an allergic reaction make it ideal for use in industry and medicine.

Florian Milker uses titanium for the transformation of a very fragile, mundane object into something durable. The small paper umbrella, which in various designs has enjoyed immense popularity as a decorative item, not only at children’s birthdays, in ice-cream dishes and cocktails, served as the model for an attractive small titanium umbrella with silver handle. The precise execution but particularly the play of colours exercises a real fascination. To colour the titanium Florian Milker doesn’t use electrolysis, which would have created a uniform-coloured surface but, instead, a thermal process which has resulted in the iridescent colours of the objects similar to other metals. The tempering colours of the metal were created from the enamelling oven of the Erfurt artist workshops.

Mandy Rasch | Germany

Mandy Rasch hat sich in einem fast meditativen Arbeitsprozess erneut dem Emaillieren gewidmet, wenn auch dieses Mal nicht skulpturale Objekte entstanden, die ihr Werk in der Vergangenheit dominierten. Dennoch belässt sie es bei den aktuellen Arbeiten nicht allein beim Übereinanderlegen von Linien, deren grafische Struktur und Farbigkeit an sich bereits künstlerischen Ausdruck besitzen, sie greift in die entstandene Fläche ein, legt darunterliegende Schichten und somit den Entstehungsprozess frei. Indem reliefartige Strukturen durch Schleifen und Fräsen entstehen, arbeitet sie der Zweidimensionalität der Platten entgegen. Zudem wird das eigene Vorgehen in seiner Prozesshaftigkeit protokolliert, sodass das mechanische Arbeiten einzig den jeweiligen Auftrag betrifft. Es sind leise, kleine Arbeiten, denen ein Zu-sich-selbst-Kommen intendiert ist.

Der Kirschsaison ist Mandy Raschs zweite Arbeit geschuldet, die quasi das schmuckgewordene Ergebnis eines gemeinschaftlichen Materialsammelprojekts ist. Kirschstiele wurden von ihr zunächst unbewusst, spielerisch während gemeinsamer Runden aneinandergeknotet und später bewusst in ihrer wachsenden Anzahl arrangiert. Der Ansporn der Teilnehmer:innen, während des Symposiums möglichst viele Kirschsorten zu probieren, sorgte für einen fast unerschöpflichen Materialnachschub. Ein vermeintliches Abfallprodukt wurde zum reizvollen grafischen Zitat am Körper beziehungsweise im Raum und erzählt von zwei Wochen „Mit uns ist gut Kirschen essen“.

In an almost meditative work process, Mandy Rasch has again dedicated herself to enamelling despite the result not being the sculptural objects which dominated her work in the past. She does not, however, focus only on the layering of lines which possess a graphic structure and colouring which has in itself an artistic expression but picks up on the resulting surface and reveals the layers beneath this and, with this, the formation process. With the relief-style structures resulting from the sanding and milling she counteracts the two-dimensional nature of the tiles. In addition, her own approach is documented in terms of the process so that mechanical work is only related to the respective order. These are quiet, small works which are intended to evoke a reflection of yourself.

Mandy Rasch’s second work, which is effectively jewellery resulting from a joint material collecting project, is dedicated to the cherry season. She initially playfully ties together the cherry stalks which she later consciously arranges in their growing number. The symposium participants’ wish to try as many cherry varieties during the symposium as possible ensured that she had an almost endless supply of new material. A supposed waste product here becomes an attractive appealing graphic testimony on the body and in the room and tells of two weeks spent “cherry eating” – also a German saying and wordplay relating to this which means, “We are easy to get on with”.

Karola Torkos | Germany

Gefundene Objekte, zumeist banale Alltagsgegenstände, gehören immer wieder zur Materialquelle von Karola Torkos. Das Material für das Symposium fand sie dieses Mal in ihrer nächsten Umgebung. Dabei kam nicht nur das Familiensilber unter Bohrer und Säge, sondern auch ein eigenes Schmuckobjekt, welches dem Urteil der kritischen und kritikoffenen Künstlerin nicht mehr standhielt. Das florale Muster der aktuellen Arbeiten ist motiviert durch den Besuch einer Gartenausstellung im Schloss Molsdorf, wo unter anderem Wachsfrüchte ausgestellt waren, sowie die geschwungenen Ornamente der zur Verfügung stehenden Silbertellerchen. Die konkrete Form entnahm Karola Torkos letztlich der eigenen Abschlussarbeit, ein Collier, das dafür „aufgelöst“ wurde. Es sind in ihrer Üppigkeit und Form fast barock wirkende Objekte entstanden, die sich in der Ausstellung mit den sie umgebenden Früchte- und Gemüsestillleben des Erfurter Spätbarockmalers Jacob Samuel Beck auf das Beste ergänzen.

Objects which have been found, usually banal everyday items, often belong to the materials used by Karola Torkos. This time she found the material for the symposium in her close surroundings. Here it is not only the family silverware which is drilled and sawn but also her own jewellery which no longer met with the approval of the critical artist who is herself also open to criticism. The floral pattern of the current works has been influenced by a visit to a garden exhibition in Schloss Molsdorf which presented wax fruits as well as the swung ornaments of the available small silver plates. Karola Torkos ultimately got the actual shape from her own final dissertation paper – a necklace which had been “dissolved” especially for this. The result are objects which, in their opulence and form, appear almost ba- roque and are perfectly complemented in the exhibition by the fruit and vegetable still lifes of the late baroque Erfurt painter Jacob Samuel Beck.

FOTOS | PHOTOS: Ivan Djambov


(...)


„In Zeiten der Krise und des Aufbaus neuer Grenzen, sowohl am Rande nationaler Territorien als auch in unseren Köpfen, ist das Erfurter Schmucksymposium eine besondere Kostbarkeit. Es ist aufgrund seiner Geschichte und seiner Wirkung innerhalb und außerhalb der Schmuckwelt einzigartig und erhaltenswert. Denn es ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie wichtig eine solche Veranstaltungsform ist, um Veränderungen in unserem Leben zu begegnen, einen künstlerischen Ausdruck dafür zu finden, auf politische Umbrüche zu reagieren und dabei nicht das Gegenüber, den Menschen zu vergessen, der neben mir an der Werkbank sitzt oder fragend ein Schmuckstück betrachtet.

Daher bleibt mir nur ein zutiefst dankbarer Appell an alle in Organisation und Finanzierung involvierten Partner, dieses – in der Schmucksprache bleibend – Juwel zu bewahren, es auszustellen und darauf zu vertrauen, dass wie in der Vergangenheit, so auch in der Zukunft aus den Symposien etwas entstehen wird, was weit über die Grenzen der zwei Wochen und des Veranstaltungsortes hinausgeht.“


In times of crisis and building of new borders, both on the periphery of national territories as well as in our heads, the Erfurt Jewellery Symposium is a valuable asset. Due to its history and impact in and outside the jewellery world, it is unique and worthy of preservation. It is a living example of how important such an event form is for meeting change in our life, for finding an artistic expression for this, for responding to political change and for not forgetting those around you in this – the person sitting next to you at the workbench or who is quizzically observing a piece of jewellery.

I would therefore like to express a deeply thankful call to all partners involved in the organisation and financing to – in keeping with the language of jewellery – help preserve and exhibit this gem and trust, as in the past, that something will arise from the symposium that goes far beyond the boundaries of the two weeks and the event location.”


Julia Wild

aus der EINFÜHRUNG in den Katalog

from the INTRODUCTION to the catalogue

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